Das Jahr 2002 war mein drittes auf der European Tour. Die Austrian Open, das Challengetour Turnier am Murhof, war in diesem Jahr das größte Golfturnier in Österreich, und ich wollte für meine Sponsoren im Heimatland vertreten sein.
Im Vorfeld wurde ich, da ich der einzige Tourspieler war, als heimlicher Favorit gehandelt. Nachdem ich im September 2001 angefangen hatte mit Kristin zu arbeiten, konnte ich mit dieser Situation gut umgehen, fühlte mich gut vorbereitet und startete positiv ins Turnier.
Die ersten beiden Runden liefen sehr gut und ich lag an vierter Stelle. Am Samstag sollte dann etwas Besonderes passieren. Ich hatte von Anfang an einen guten Rhythmus und ließ mich von den vielen Birdies nicht zu sehr in Euphorie bringen. Die Gefahr war, zu übermütig zu werden. Aber ich blieb bei meinem Spielplan und ließ es einfach passieren. Ohne jegliche Schwung- oder Technikgedanken spielte ich Schlag für Schlag und genoss jeden davon. Das war für mich der absolute FLOW. Alles ging von selbst und ich verschwendete keinen Gedanken an das Endergebnis – es wurde eine 62, gleichzeitig Platzrekord und bis heute meine niedrigste Runde!
Am Ende des Tages war ich dann in Führung und die Fragen nach dem ersten Turniersieg kamen von allen Seiten. Zum Glück war Kristin dabei, denn sie half mir all diese Erwartungen zu verarbeiten und nicht übermächtig werden zu lassen. Am Sonntag war natürlich eine Anspannung da, aber ich erinnerte mich einfach an das gute Gefühl vom Vortag und versuchte meinen Spielplan genauso umzusetzen. Die Schläge waren nicht so präzise aber OK, und bei den Putts rettete ich mich mit meiner Routine über meine Anspannung und Nervosität.
Während der vierten Runde kamen immer wieder dumme Gedanken auf und ich hatte viel zu tun, um mich immer wieder zu fokussieren. Ich schaute zur Beruhigung immer auf meinen imaginären Baum und fand so in meine Mitte. Auf Loch 17 spielte ich ein Birdie und ging mit einem Schlag Vorsprung in Führung auf das 18. Loch. Mein Abschlag war gut, mein zweiter Schlag aus dem Semirough war etwas zu lang und der Chip dann ein wenig zu kurz. Somit blieb mir ein ca. 4 m Putt fürs Par und meinen ersten Sieg. Vor meinem Putt hatte ich viel Zeit, da mein Spielpartner beim Droppen von einer Werbetafel ziemlich lang brauchte.
Ich stand also da und versuchte mich zu konzentrieren. Aber für die Preshot-Routine war es noch viel zu früh. In diesem Moment war ich froh, dass ich meinen Baum hatte. Ich stellte mir vor, wie er immer größer, grüner und mächtiger wurde. Mit dieser Vorstellung wurde auch ich immer größer und stärker. Dies half mir diese paar Minuten, die sonst wie eine Ewigkeit sein konnten, für mich zu nützen.
Als ich dann endlich an der Reihe war, fühlte ich mich entspannt und voller Energie. Es war wie eine kurze Mentaleinheit. Ich begann mit meiner Preshot-Routine und hatte keinerlei Gedanken über Gewinnen oder Verlieren, mein Kopf war leer und frei. Der Putt gelang dann so, wie viele andere in dieser Woche. Der Ball ging perfekt vom Schläger weg… rollte und war im Loch… ich riss die Hände in die Höhe und das 18. Grün am Murhof tobte.
Die Momente danach waren dann nur die Draufgabe auf eine traumhafte Woche, in der ich viele Glücksmomente und Momente im Flow erfahren durfte.
Wir wünschen Euch viel Spaß mit eurem Spiel und viele Momente im Flow
Markus und Kristin